Stadtreparatur erleben: Exkursion zum Falckenberg Ensemble mit WÖHR + BAUER
- Gunnar Gombert STRATEGY CONSULTING
- 20. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Wie gelingt zukunftsorientierte Stadtentwicklung im Bestand? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Exkursion von Studierenden der Immobilienwirtschaft von Prof. Dr. Gunnar Gombert und der Architekturstudierenden von Prof. Dr.-Ing. Bettina-Maria Müller der IU Internationale Hochschule zur Münchner Projektentwicklungsgesellschaft WÖHR + BAUER.
Im Zentrum des Besuchs stand das früher als „Tom & Hilde“ bezeichnete Entwicklungsprojekt – die Hofbräuhaus-Tiefgarage (Tom) und das darauf folgende Neubauquartier Falckenberg Ensemble (Hilde). Zwei strukturell und funktional verknüpfte Projektteile, die beispielhaft zeigen, wie urbane Transformation, Nutzungsmischung, Mobilitätskonzepte und Nachhaltigkeit heute zusammengedacht werden können.


Vom Parkhaus zur urbanen Qualität
Die Ausgangslage ist typisch für viele Innenstädte: ein veraltetes Hochparkhaus in bester Lage, mangelnde Integration in den öffentlichen Raum und der zunehmende Druck, urbane Räume neu zu denken.
WÖHR + BAUER reagierte mit einem doppelten Ansatz:
Mobilitätsinfrastruktur in Form einer modernen Tiefgarage unter dem Thomas-Wimmer-Ring mit Stellplätzen, E-Ladestationen, Sharing-Angeboten und Paketstationen.
Stadtreparatur durch das Falckenberg Ensemble – zwei neue Stadthäuser mit Wohn-, Büro- und Gastronomienutzungen sowie der Wiederherstellung der historischen Falckenbergstraße als öffentliche Fußgängerpassage.
Das Ergebnis: ein Projekt, das Mobilitätswende, Aufenthaltsqualität und wirtschaftliche Verwertbarkeit überzeugend kombiniert.

Lage und städtebaulicher Kontext
Das Projekt befindet sich im Münchner Stadtteil Graggenau, einem Teil der historischen Altstadt mit direkter Nähe zu Marienplatz, Hofbräuhaus und Viktualienmarkt. Die dichte historische Bausubstanz, bedeutende Nachbargebäude und die Lage innerhalb des Altstadtrings machen den Standort städtebaulich wie genehmigungsrechtlich hochkomplex.
Ein zentrales Element ist die Wiederherstellung der Falckenbergstraße als öffentliche Passage – ein historischer Weg, der über Jahrzehnte überbaut war und nun als verbindende Achse zwischen Maximilianstraße, Thomas-Wimmer-Ring und der Altstadtachse neu interpretiert wird.
Direkter Nachbar des Projekts ist das Mandarin Oriental Hotel, eines der exklusivsten Häuser der Stadt. Im Zuge der Entwicklung wird die Hotelmarke ihre „Residences at Mandarin Oriental“ in das Falckenberg Ensemble integrieren – ein deutliches Zeichen für die internationale Strahlkraft und Attraktivität des Standorts.

Projektchronologie: Herausforderungen im Zeitverlauf
Der Weg zur Realisierung verlief keineswegs linear. Mehrfache Umplanungen waren notwendig, um den sich wandelnden Erwartungen von Stadt, Öffentlichkeit und Investoren gerecht zu werden.
2003: Stadtratsbeschluss zur Verlagerung oberirdischer Parkflächen in den Untergrund
2013: WÖHR + BAUER gewinnt den städtebaulichen Wettbewerb für das Areal an der Hildegardstraße
2017–2021: Bau der Hofbräuhaus-Tiefgarage als Grundlage für die Quartiersentwicklung
2021: Abriss des alten Fina-Parkhauses und Beginn der Hochbauarbeiten für das Falckenberg Ensemble
2021–2024: Mehrfache Umplanungen u. a. in Bezug auf Erschließung, Nutzungsmix und ESG-Kriterien
2024: Grundsteinlegung für das Ensemble
2027: Geplante Fertigstellung und Bezug der oberirdischen Bauteile
Die Projektentwicklung musste flexibel auf Änderungen in städtebaulicher Bewertung, Genehmigungslage und Marktdynamik reagieren. Dieser iterative Prozess bot insbesondere für unsere Studierenden wertvolle Einblicke in die Praxis.

Lernen an der Schnittstelle von Theorie und Praxis
Für unsere Studierenden war der Besuch weit mehr als eine klassische Baustellenbesichtigung. Im Dialog mit Oliver Vogt, Sonja Straubinger und Andreas Schönberger wurde deutlich, wie komplex die Realisierung eines solchen Projekts ist: Grundstücksakquise, Altlasten, städtebauliche Anforderungen, ESG-Kriterien, Investorenanforderungen – all das muss in einer schlüssigen Entwicklungsstrategie zusammengeführt werden.
Besonders wertvoll waren die offenen Gespräche über bauliche Herausforderungen, Genehmigungsprozesse, Kostenentwicklung und die strategischen Leitlinien von WÖHR + BAUER.
Die Studierenden konnten so nicht nur ihr theoretisches Wissen anwenden, sondern ein konkretes Verständnis dafür entwickeln, wie Projektentwicklung tatsächlich funktioniert – interdisziplinär, iterativ und unternehmerisch.

Strategische Perspektive: Stadtreparatur als Modell der Zukunft
Aus strategischer Sicht ist der Mehrwert solcher Projekte klar erkennbar. Die qualitative Verdichtung bestehender Quartiere und die Reaktivierung innerstädtischer Flächen sind zentrale Hebel zur Erreichung von ESG-Zielen, zur Unterstützung der Mobilitätswende und zur Umsetzung nachhaltiger Nutzungskonzepte.
Das Projekt steht exemplarisch für eine neue Generation von Projektentwicklungen:
Wertschöpfung durch Transformation statt Expansion
Mobilitätsinfrastruktur als Teil des urbanen Systems
Projektentwicklung als Beitrag zur Stadtqualität
Die Exkursion bot ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Theorie, Praxis und strategisches Denken ineinandergreifen.

Städte entstehen im Dialog
Stadtentwicklung lebt vom Austausch – und davon, dass die nächste Generation von Fachkräften frühzeitig versteht, wie komplexe Rahmenbedingungen in tragfähige Lösungen übersetzt werden können.
Unser besonderer Dank gilt dem Team von WÖHR + BAUER für Offenheit, Tiefe und die Bereitschaft, Stadtentwicklung nicht nur zu realisieren, sondern auch zu vermitteln.